Typische Plus- und Minussymptome einer Schizophrenie


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Positiv- oder PlussymptomeNegativ- oder Minussymptome
Wahnvorstellcungen (zum Beispiel Verfolgungswahn)Innere Leere
Halluzinationen (zum Beispiel Stimmenhören)Antriebslosigkeit, Energielosigkeit
Ich-Störungen (zum Beispiel Fremdbeeinflussungs- erlebnisse, das heißt, Betroffene fühlen sich wie fremdgesteuert)Mut- und Hoffnungslosigkeit
Denkstörungen (zum Beispiel Wort- neuschöpfungen, sogenannte Neologismen)Niedergeschlagenheit
Agitiertheit, Agitation (zum Beispiel unstillbarer Bewegungsdrang)Rückzugsverhalten, Kontaktverarmung

Einschränkung des Denkens und Fühlens


Neben diesen charakteristischen Symptomen sind bei einer Schizophrenie oftmals weitere kognitive Fähigkeiten eingeschränkt. Die Betroffenen haben Probleme, sich Dinge zu merken. Sie können sich schlecht konzentrieren und wirken manchmal zerstreut, weil sie keinen Gedanken zu Ende bringen. Manche Erkrankte reden und schreiben unverständlich in einer selbsterfundenen Sprache mit eigener Grammatik.

Meist ist auch das Gefühlsleben (Affektivität) gestört. Viele Betroffene können keine Freude mehr empfinden. Gestik und Mimik verarmen. Manche wirken autistisch und versponnen.

Andere wiederum erleben starke Schwankungen extremer Stimmungen und Gefühle. Häufig passen bei schizophrenen Patienten Gefühlsausdruck und aktuelle Situation nicht zusammen. Die Patienten wirken beispielsweise bei schrecklichen Ereignissen unangemessen amüsiert. Man spricht hier von Parathymie.

Wie ist der Krankheitsverlauf bei einer Schizophrenie?


Verlauf und Schweregrad der Erkrankung können individuell sehr unterschiedlich sein. In drei von vier Fällen beginnt die Erkrankung schleichend mit Symptomen wie Konzentrationsstörungen, vermindertem Antrieb, sozialem Rückzug oder Ängsten1. Medizinisch wird diese Phase als Vorstadium oder Prodromalphase bezeichnet. Dieses Vorstadium kann mehrere Jahre dauern.

Weil die Symptome nicht charakteristisch sind, wird die Schizophrenie in dieser Phase oft nicht erkannt. Auch die Verwechslungsgefahr mit einer Depression ist in der Frühphase sehr hoch. Folglich erhalten noch immer viele Betroffene keine angemessene Therapie. Dies kann die Aussicht auf einen günstigen Krankheitsverlauf verschlechtern. Welche Frühwarnzeichen es gibt und wie Sie diese als Angehöriger erkennen können, erfahren Sie hier.

In anderen Fällen treten wie aus heiterem Himmel Halluzinationen und Wahnvorstellungen auf und halten über Wochen an. Werden die Betroffenen entsprechend mit antipsychotischen Medikamenten behandelt, lassen die Plussymptome nach oder werden schwächer.

Etwa 20 Prozent der Erkrankten sind nach Therapie der ersten akuten Episode wieder vollständig psychisch gesund. Bei den übrigen bleibt eine Restsymptomatik bestehen oder es kommt zu einzelnen oder wiederholten Rückfällen2. Zwischen den Schüben können die Betroffenen vollkommen symptomlos sein. Teilweise bleiben Beschwerden erhalten, die sich nach jedem Schub verschlimmern. Besonders die Negativ- oder Minussymptome wie Mangel an Gefühlen, Antriebsstörungen und sozialer Rückzug bleiben oftmals bestehen.

Mit Hilfe moderner Therapien kann es jedoch gelingen, für einen Großteil der Patienten eine (relative) Symptomfreiheit zu erreichen und das Risiko für Rückfälle zu senken. Ein gutes soziales Netz, eine stabile Partnerschaft, weibliches Geschlecht, ein akuter Krankheitsbeginn und eine konsequente medikamentöse Therapie sind Faktoren, die die Beschwerdefreiheit begünstigen.

Unterformen der Schizophrenie


Je nachdem, welche Symptome vorherrschen, unterscheiden Ärzte verschiedene Unterformen (Subtypen) der Schizophrenie. Diese stellen keine eigenen, klar voneinander abgrenzbaren Krankheiten dar, sondern können während des Krankheitsverlaufs ineinander übergehen.
Am häufigsten ist die paranoid-halluzinatorische Schizophrenie. Vorherrschende Symptome sind Wahnvorstellungen und akustische Halluzinationen. Die Patienten sind meistens zwischen 25 und 35 Jahre alt, wenn die Krankheit ausbricht. Diese Form ist durch eine frühzeitige Therapie gut beherrschbar und wird als eher günstig im Verlauf eingestuft.

Bei der sogenannten hebephrenen Schizophrenie stehen vor allem Denkstörungen, Antriebsstörungen und Gefühlsstörungen im Vordergrund. Meist beginnt diese Form bereits im Teenageralter, zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr. Die Jugendlichen fallen zunächst durch unangemessenes, kindisches Verhalten auf. Später ziehen sie sich vom sozialen Leben zurück. Die Aussichten werden als vergleichsweise ungünstig eingestuft.

Hauptmerkmal der seltenen katatonen Schizophrenie sind Bewegungsstörungen. Die Betroffenen nehmen zum Beispiel über lange Zeiträume ungewöhnliche Haltungen ein (Katalepsie) oder ihr ganzer Körper ist vollkommen erstarrt (Stupor). Andere wiederholen ständig dieselben Gesten oder sprechen nach, was andere sagen (Echolalie).

Es kann auch zu heftigen Bewegungsausbrüchen kommen, bei denen sich der Betroffene auf den Boden wirft, schreit und wild um sich schlägt (Katatoner Raptus). Aufgrund moderner Therapiemöglichkeiten ist dieser Subtyp selten geworden und tendenziell günstig im Verlauf.

Mediziner unterscheiden darüber hinaus noch weitere Schizophrenie-Subtypen, unter anderem das schizophrene Residuum. So wird der Typus mit ausgeprägter Minussymptomatik genannt, welche im Anschluss an einen akuten schizophrenen Schub bestehen bleibt.

Herrschen depressive Symptome vor, spricht man von einer postschizophrenen Depression. Besonders schwer zu erkennen, ist die Schizophrenia simplex. Diese symptomarme Unterform zeichnet sich durch langsames Voranschreiten, verminderte Leistungsfähigkeit und die Unfähigkeit der Einhaltung sozialer Normen aus. Wahnideen oder Halluzinationen fehlen meist völlig.

Um eine sichere Diagnose stellen zu können, sind Untersuchungen und ausführliche Gespräche mit einem erfahrenen Facharzt für Psychiatrie erforderlich. Begleiten Sie Ihren Angehörigen zum Arztbesuch und schildern Sie aus Ihrer Sicht die Verhaltensänderungen. Für die Diagnosestellung ist das ganz wichtig, denn manche Patienten nehmen bestimmte Symptome selbst nicht wahr oder reden nicht darüber.

Wie entsteht eine Schizophrenie?


Die genauen Ursachen und die Entstehung der Schizophrenie sind bis heute nicht eindeutig geklärt. Sicher ist, dass die Erkrankung kein Zeichen von Charakterschwäche oder mangelnder Selbstdisziplin ist. Man nimmt an, dass mehrere Faktoren zusammenkommen müssen, um eine schizophrene Erkrankung auszulösen.

Eine generelle Erklärung für verschiedene psychische Störungen, unter anderem auch für die Schizophrenie, ist das Vulnerabilitäts-Stress-Modell. Unter Vulnerabilität (lat. vulnus = Wunde) wird die Verletzlichkeit durch seelische, körperliche und biografische Belastungsfaktoren verstanden. Bei vielen Patienten mit Schizophrenie liegt eine Störung der »Filterfunktion« vor.

Das bedeutet, dass die Patienten sich nicht ausreichend von Einflüssen der Umgebung abschirmen können. Das Ausmaß der »Dünnhäutigkeit« wird unter anderem von der genetischen Veranlagung, (vorgeburtlichen) Schädigung des Gehirns, traumatischen Erlebnissen in der Kindheit, Stress, Drogenkonsum und weiteren belastenden Einflüssen bestimmt.

Was kann eine Schizophrenie auslösen?


Die genetische Veranlagung (Disposition) spielt eine wichtige Rolle: Während das generelle Lebenszeitrisiko ein Prozent beträgt, liegt die Wahrscheinlichkeit für Kinder schizophrener Eltern bei 5 bis 15 Prozent. Bei eineiigen Zwillingen wäre ein Erkrankungsrisiko von 100 Prozent zu erwarten, wenn ein Zwilling an Schizophrenie erkrankt ist.

Doch die Wahrscheinlichkeit, dass auch der zweite Zwilling erkrankt, beträgt nur etwa 50 Prozent, trotz gleicher genetischer Ausstattung. Das zeigt, dass noch andere Faktoren an der Krankheitsentstehung beteiligt sein müssen3. Tatsächlich sind bei der überwiegenden Mehrheit der Menschen, die an Schizophrenie leiden, keine weiteren Erkrankungsfälle in der Familie bekannt.

Stoffwechselstörungen im Gehirn führen zu einem Ungleichgewicht der Hirnbotenstoffe wie Dopamin und Serotonin. Ein Dopaminüberschuss in bestimmten Bereichen des Gehirns verursacht vor allem Plussymptome wie Wahnvorstellungen oder Halluzinationen. Bei einem Dopamin- und Serotoninmangel in anderen Hirnregionen treten Minussymptome in den Vordergrund wie Energielosigkeit und Antriebsschwäche.

Neuere Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass noch weitere Botenstoffe, unter anderem Glutamat, an der Erkrankung beteiligt sind. Ein wichtiger Teil der Behandlung besteht deshalb darin, die Botenstoffe wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Moderne Medikamente wirken dabei unterstützend.

Zudem konnten veränderte Gehirnstrukturen bei Schizophreniekranken festgestellt werden. Mit verschiedenen bildgebenden Untersuchungsverfahren, wie zum Beispiel Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT) oder Positronen-Emissionstomografie (PET) wurden Auffälligkeiten im limbischen System nachgewiesen.

Dieser Hirnbereich ist unter anderem für das emotionale Verhalten verantwortlich. Auch eine Virusinfektion der Mutter während der Schwangerschaft oder eine schwere Geburt können die Entstehung der Krankheit begünstigen, weil dadurch die Entwicklung des kindlichen Gehirns beeinträchtigt sein kann.

Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Lebensbedingungen in der Kindheit einen Einfluss auf die Entstehung einer Schizophrenie haben können: Zum Beispiel haben Kinder, die in Großstädten geboren wurden und dort aufgewachsen sind, später ein doppelt so hohes Risiko, an Schizophrenie zu erkranken, wie Kinder aus ländlichen Gegenden4.

Migranten haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko für Psychosen: Wenn die Einreise im Alter von unter fünf Jahren erfolgte, war das Risiko einer späteren Psychose um das Dreifache erhöht5.

In einem großangelegten EU-Projekt mit über 7.500 Patienten und Angehörigen aus 15 Ländern wurde von 2010 bis 2015 untersucht, wie genetische und umweltbedingte Faktoren zusammenwirken und warum manche Menschen an Schizophrenie erkranken und andere nicht.

Was kann eine Schizophrenie auslösen?


Die genetische Veranlagung (Disposition) spielt eine wichtige Rolle: Während das generelle Lebenszeitrisiko ein Prozent beträgt, liegt die Wahrscheinlichkeit für Kinder schizophrener Eltern bei 5 bis 15 Prozent. Bei eineiigen Zwillingen wäre ein Erkrankungsrisiko von 100 Prozent zu erwarten, wenn ein Zwilling an Schizophrenie erkrankt ist.

Doch die Wahrscheinlichkeit, dass auch der zweite Zwilling erkrankt, beträgt nur etwa 50 Prozent, trotz gleicher genetischer Ausstattung. Das zeigt, dass noch andere Faktoren an der Krankheitsentstehung beteiligt sein müssen3. Tatsächlich sind bei der überwiegenden Mehrheit der Menschen, die an Schizophrenie leiden, keine weiteren Erkrankungsfälle in der Familie bekannt.

Stoffwechselstörungen im Gehirn führen zu einem Ungleichgewicht der Hirnbotenstoffe wie Dopamin und Serotonin. Ein Dopaminüberschuss in bestimmten Bereichen des Gehirns verursacht vor allem Plussymptome wie Wahnvorstellungen oder Halluzinationen. Bei einem Dopamin- und Serotoninmangel in anderen Hirnregionen treten Minussymptome in den Vordergrund wie Energielosigkeit und Antriebsschwäche.

Neuere Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass noch weitere Botenstoffe, unter anderem Glutamat, an der Erkrankung beteiligt sind. Ein wichtiger Teil der Behandlung besteht deshalb darin, die Botenstoffe wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Moderne Medikamente wirken dabei unterstützend.

Zudem konnten veränderte Gehirnstrukturen bei Schizophreniekranken festgestellt werden. Mit verschiedenen bildgebenden Untersuchungsverfahren, wie zum Beispiel Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT) oder Positronen-Emissionstomografie (PET) wurden Auffälligkeiten im limbischen System nachgewiesen.

Dieser Hirnbereich ist unter anderem für das emotionale Verhalten verantwortlich. Auch eine Virusinfektion der Mutter während der Schwangerschaft oder eine schwere Geburt können die Entstehung der Krankheit begünstigen, weil dadurch die Entwicklung des kindlichen Gehirns beeinträchtigt sein kann.

Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Lebensbedingungen in der Kindheit einen Einfluss auf die Entstehung einer Schizophrenie haben können: Zum Beispiel haben Kinder, die in Großstädten geboren wurden und dort aufgewachsen sind, später ein doppelt so hohes Risiko, an Schizophrenie zu erkranken, wie Kinder aus ländlichen Gegenden4.

Migranten haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko für Psychosen: Wenn die Einreise im Alter von unter fünf Jahren erfolgte, war das Risiko einer späteren Psychose um das Dreifache erhöht5.

In einem großangelegten EU-Projekt mit über 7.500 Patienten und Angehörigen aus 15 Ländern wurde von 2010 bis 2015 untersucht, wie genetische und umweltbedingte Faktoren zusammenwirken und warum manche Menschen an Schizophrenie erkranken und andere nicht.

Schizophrenie und Sucht


Etwa 80 Prozent der schizophren Erkrankten rauchen; zwei Drittel davon sind starke Raucher. Daher gibt es die Vermutung, dass Nikotin einen Einfluss auf die Krankheitsentstehung haben kann. Tatsächlich fand eine aktuelle Studie heraus, dass bei Menschen, die täglich Zigaretten rauchten, sich früher und häufiger eine Schizophrenie entwickelte als bei Nichtrauchern6.

Zudem ist jeder zweite Schizophreniekranke irgendwann in seinem Leben von Alkohol oder illegalen Drogen abhängig7. Starker Cannabis-Konsum (Haschisch, Marihuana) im Jugendalter kann nach heutigem Stand der Wissenschaft Schizophrenie auslösen beziehungsweise die Anfälligkeit für Psychosen erhöhen8.

Ein einheitliches Erklärungsmodell für die Verbindung von Sucht und Schizophrenie existiert derzeit noch nicht. Wie bei Menschen ohne psychische Erkrankung kann Drogenmissbrauch jedoch die Gewaltrate bei Schizophreniekranken beträchtlich erhöhen9.

Zeigt Ihr schizophreniekrankes Familienmitglied aggressives, gewalttätiges oder selbstzerstörerisches Verhalten, sollten Sie sofort den Notarzt rufen. Im Notfall können Sie auch die Polizei alarmieren. Auch der Arzt wird die Polizei hinzuziehen, wenn es ihm nicht gelingt, den Patienten zur Mitarbeit zu bewegen.

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