Agitiertheit tritt manchmal zusammen mit Aggressionen auf
Durch Halluzinationen und Wahngedanken verursacht, verhalten sich die Betroffenen in manchen Fällen feindselig und aggressiv, meist gegenüber ihren nächsten Angehörigen oder Menschen, die sie betreuen.
Neben lautstarken Beschimpfungen kann es unter Umständen auch zu Sachbeschädigungen und körperlichen Angriffen kommen. Allerdings ist die Gewalttätigkeit schizophren Erkrankter so gut wie nie „heimtückisch“, sondern meist vorhersehbar.
Sie hat eine psychosoziale Ursache, die meist zwischenmenschlicher Natur ist. Als Angehöriger sollten Sie bei eigen- und fremdgefährdenden Verhalten des Schizophrenen sofort einen Arzt, den Sozialpsychiatrischen Dienst, den Notarzt oder die Polizei verständigen.
Wie Sie selbst zur Deeskalation von aggressivem, agitierten Verhalten beitragen können, lesen Sie hier.
Sind an Schizophrenie Erkrankte gewalttätiger als andere Menschen
Betrachtet man rein statistische Zahlen, haben Patienten mit Schizophrenie oder einer anderen Psychose tatsächlich ein höheres Risiko, gewalttätig zu werden, Selbstmord zu begehen oder früher zu sterben. Allerdings sind bei den Gewalttaten der Psychotiker meist Rauschdrogen oder Alkohol im Spiel2.
Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Gewalttat kommt, ist bei Patienten mit Psychose und Substanzmissbrauch genauso hoch wie bei Suchtkranken ohne Psychose. Alkoholkrankheit oder Drogenabhängigkeit sind daher die wichtigsten Risikofaktoren für aggressives oder gewalttätiges Verhalten.
Weitere Risikofaktoren für eine höhere Gewaltbereitschaft bei Schizophreniepatienten sind antisoziale Persönlichkeitsstörungen (mangelnde Empathie) sowie eine Nichtbehandlung der Erkrankung.
Schätzungen zufolge leiden nahezu 50 Prozent aller Insassen im deutschen Maßregelvollzug an Schizophrenie3. Als Maßregelvollzug bezeichnet man die Unterbringung von Tätern, die aufgrund ihrer Schuldunfähigkeit nicht zu einer Haftstrafe verurteilt werden können.
Die meisten sind wegen Tötungs- und Körperverletzungsdelikten in speziellen Kliniken für forensische Psychiatrie untergebracht. Allerdings ist deren Zahl mit etwa 11.000 Patienten noch vergleichsweise gering zu den in den Justizvollzugsanstalten untergebrachten Straftätern (ca. 56.000)4.
Schizophrenie geht häufig mit Arbeitslosigkeit, Armut, familiären und sozialen Konflikten einher. Diese Umstände tragen möglicherweise zur erhöhten Gewaltrate bei. Doch das Gewaltrisiko ist stark vom sozialen Umfeld und von der Betreuung beziehungsweise von der Behandlung abhängig.
Aggressive Verhaltensweisen werden bei entsprechender Therapie meist innerhalb weniger Tage reduziert und können im weiteren Verlauf nahezu vollständig verschwinden. Schizophreniekranke sind daher bei ausreichend medikamentöser und soziotherapeutischer Behandlung nicht gewaltbereiter als andere Menschen.