Was ist Psychomotorik?
Unter Psychomotorik versteht man den Einfluss der Psyche auf alle willkürlichen und unwillkürlichen Bewegungen des menschlichen Organismus. Dazu gehören Bewegungen von Armen und Beinen, Ausdrucksbewegungen (Mimik, Gestik), Reaktivbewegungen (Bewegungen als Reaktion auf äußere Reize) sowie die Körperhaltung. Zuckungen, Muskelzittern und Tics sind ebenfalls psychomotorischen Ursprungs.
Störungen der Psychomotorik können bei vielen psychiatrischen Erkrankungen auftreten, entweder in Form von Bewegungsarmut (Hypokinesien) oder gesteigerter Bewegungsaktivität (Hyperkinesien).
Agitiertheit wird von Experten unterschiedlich definiert
Obwohl viel Literatur zum Thema Agitation existiert, gibt es keine einheitliche Definition. In der Fachliteratur finden sich unter anderem folgende Interpretationen des Erregungszustandes1 :
- „… diffuse Zunahme körperlicher Bewegungen wie Herumzappeln, schnelle und rhythmische Klopfbewegungen der Beine oder Hände, ruckartige »Start-and-stop«-Bewegungen, die von innerer Anspannung begleitet werden. Agitation ist auch oft mit allgemeiner Zunahme des Tempos vergesellschaftet“2.
- „… geringgradig organisierter Zustand nicht zielgerichteter motorischer Unruhe, der von mentaler Anspannung begleitet wird und bei körperlichen (somatischen) oder psychiatrischen Erkrankungen auftritt3.
- „… unangemessene verbale, sprachliche oder motorische Aktivität, die nicht durch eindeutige Bedürfnisse oder Verwirrung an sich erklärt werden kann“4
Im offiziellen Klassifikationssystem der APA (American Psychiatric Association), dem Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen, DSM-5, werden in diesem Sinne Unruhe (Arousel), Erregung und psychomotorische Unruhe synonym verwandt5.
Was unterscheidet Agitation von Nervosität?
Ein Gefühl der Ruhelosigkeit kennen die meisten Menschen in abgeschwächter Form. Wenn zum Beispiel jemand nicht still sitzen kann, weil er auf eine Prüfung wartet. Nervös knabbert der Prüfling an seinen Fingernägeln. Er steht immer wieder auf und läuft auf dem Gang hin und her bis er endlich an der Reihe ist.
Im Unterschied dazu ist agitiertes Verhalten extremer und belastender für den Betroffenen und seine Umwelt. Art und Ausmaß der Bewegungsmuster oder -abläufe können je nach Erkrankung sehr unterschiedlich sein. Ein agitierter Patient wirkt oft „wie unter Strom“. Er rutscht auf seinem Stuhl hin und her, zupft oder zerrt an seiner Kleidung, wippt mit den Beinen.
Wie getrieben steht er immer wieder auf und läuft ziellos auf und ab, manchmal stundenlang. Manche Betroffene tragen Dinge hin und her oder räumen Schränke aus und wieder ein. Andere wirken ratlos oder verzweifelt, sie jammern oder weinen und wiederholen ständig bestimmte Sätze oder Fragen. Besonders wenn die Betroffenen dabei reizbar, aggressiv und gewalttätig sind, ist das für Angehörige nur schwer auszuhalten.
Eine ausgeprägte Agitation kann zu einer lebensgefährlichen Situation für den Betroffenen und sein Umfeld führen und sollte daher wie ein medizinischer Notfall behandelt werden.