Ein junger Mann sitzt an eine Mauer gelehnt auf dem Boden und hält sich den Kopf.

Das Krankheitsbild der Schizophrenie ist äußerst vielgestaltig und durch eine Störung der Wahrnehmung und Beurteilung der Realität charakterisiert. Oft sind auch Stimmung, Antrieb und soziales Verhalten beeinträchtigt.

Das Wort Schizophrenie kommt aus dem Griechischen und bedeutet »Spaltung der Seele«. Daher wird oft irrtümlich angenommen, dass es sich bei der Schizophrenie um eine gespaltene oder multiple Persönlichkeit handelt wie bei »Dr. Jekyll und Mr. Hyde«. Das ist jedoch falsch. Es bedeutet vielmehr, dass der Betroffene zwei Wirklichkeiten wahrnimmt: einerseits die »reale« Wirklichkeit, die wir auch als gesunde Menschen erleben.

Andererseits eine »irreale« Wirklichkeit, die nur der schizophren Erkrankte erlebt und die für Gesunde nicht nachvollziehbar ist. Häufig leiden die Betroffenen unter akustischen Halluzinationen, das heißt, sie hören Stimmen, die andere nicht wahrnehmen.

Wahnvorstellungen und Stimmenhören sind das Produkt von fehlinterpretierten und -verknüpften Sinneseindrücken und Gedanken. Sie haben jedoch nichts mit verminderter Intelligenz zu tun. Nach heutigem Wissen entsteht diese »zweite« Wirklichkeit durch einen vorübergehenden Überschuss an Dopamin, einem Botenstoff im Gehirn.

Die Schizophrenie kann sich bei jedem Einzelnen unterschiedlich manifestieren. Zudem können bei ein und demselben Patienten im Verlauf der Erkrankung völlig verschiedene Symptome auftreten. Manche Patienten erleben einen plötzlichen Ausbruch einer akuten schizophrenen Psychose.

Häufiger beginnt die Schizophrenie schleichend und bestimmte Auffälligkeiten, die der Erkrankung als sogenannte Frühwarnsymptome vorausgingen, lassen sich meist erst im Rückblick erkennen, zum Beispiel Konzentrationsstörungen, verminderter Antrieb, sozialer Rückzug oder Ängste.

Diese können bereits Wochen, Monate und sogar Jahre vor der eigentlichen Krankheit auftreten.

Wie häufig ist Schizophrenie und wer ist davon betroffen?


Schizophrenie kommt häufiger vor als vielfach angenommen wird. Im Schnitt leidet eine von hundert Personen daran – Männer und Frauen gleichermaßen1. Damit ist Schizophrenie etwa so häufig wie rheumatoide Arthritis. Nur über Schizophrenie wird viel weniger gesprochen als über die entzündliche Gelenkerkrankung.

Zum Zeitpunkt der Diagnose einer Schizophrenie sind die meisten Männer zwischen 20 und 25 Jahre alt. Frauen erkranken durchschnittlich fünf Jahre später, im 25. bis 30. Lebensjahr1. In diesem Lebensabschnitt werden mit Studium, Berufsausbildung und Familienplanung wichtige Grundlagen für den weiteren Lebensweg geschaffen.

Daher kann eine Schizophrenie die gesamte Lebensplanung verändern – besonders dann, wenn sie längere Zeit nicht erkannt wird. Grundsätzlich kann eine schizophrene Erkrankung aber auch bei Jugendlichen unter Zwanzig oder bei über Dreißigjährigen erstmalig auftreten, wenn auch viel seltener.

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Quellen anzeigen
  • 1Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Heft 50 Schizophrenie. Robert Koch-Institut, Berlin 2010.